Warum gesellschaftliche Transformationen nicht am Wischmob scheitern müssen oder Putzen geht auch mit Grundeinkommen
Die Sache mit dem Putzen war ja schon immer ein Totschlag-Argument, wenn es um gesellschaftliche Veränderungsprozesse und Visionen ging. Solange die Frage nach dem Putzen nicht geklärt ist, scheint es aussichtslos Transformationsprozesse anzuschieben. Bei jeder Debatte um die Einführung eines Grundeinkommens stellt mindestens eine Frau die Putzfrage. Mittlerweile stimmen auch die durch die Frauenbewegung gut erzogenen Männer in den „Wer-macht-denn-dann-die-Drecksarbeit?“ – Gesang ein. Vor allem Akademiker scheinen sich nicht vorstellen zu können, dass jemand freiwillig und ohne Zwang putzt, Müll entsorgt, die Straße fegt, am Fließband steht. Das war schon in den 60ziger Jahren so: Ältere Zeitgenossen erinnern sich sicher noch an die Aufmärsche linker Studenten vor den Fabriktoren, die die Arbeiter durch Flugblätter und viel akademischen Imperialismus-Sprech davon überzeugen wollten, die Arbeit niederzulegen und sich zu befreien. In den 80zigern saß ich oft im Buchladen von Freunden und wir diskutieren hitzig über die Weltrevolution, Literatur, Kunst, die aktuelle politische Situation, bis dann irgendwann die Freundin meines Kumpels, die sich an der Diskussion nicht beteiligt hatte, den Besen schwenkend vor uns stand und fragte: „Und wer putzt?“ In der „Kommune I“ sollen die Frauen irgendwann mal das ganze Geschirr weggeschmissen und nur noch für jeden einen Becher, einen Teller und ein Besteck übrig gelassen haben. Jeder war ab diesen Zeitpunkt für sein Geschirr selbstverantwortlich.