Gedanken zur Tagung „Große Transformation und ihre Kommunikation – Ein Change-Prozess im Schatten der Medien“ am 01. – 02.06.2015 in der Evangelischen Bildungsstätte auf Schwanenwerder
Da ich mir vorgenommen habe, künftig weniger scharf zu kritisieren, versuche ich es jetzt mal mit ein paar sanfteren Anmerkungen zur Transformations-Tagung auf Schwanenwerder. Ich muss sagen, dass ich ziemlich gespannt war, weil ich wusste, dass einer der Veranstalter – der Wissenschaftsjournalist Manfred Ronzheimer – sich schon seit längerem mit Transformationsjournalismus beschäftigt und erst kürzlich an der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg zum Thema geforscht hat. Die geladenen ReferentInnen waren überwiegend VertreterInnen und Verantwortliche aus dem etablierten Wissenschafts- und Forschungsbetrieb, aus der Politikberatung, der Enquete-Kommission und der Medienwelt. Sinn des Ganzen: Über die eigenen Ansätze berichten, miteinander ins Gespräch kommen und weiteres anschieben und entwickeln.
Nach einer kurzen Eröffnungsrede, in dem Manfred Ronzheimer sich auf den Friedensaktivisten, Erfinder der Zukunftswerkstätten und Pionier des Wissenschaftsjournalismus, Robert Jungk, berief, ging es mit Frau Prof. Dr. Schreurs vom Forschungszentrum für Umweltpolitik /FU Berlin in die erste Runde. Sie fragte sich, warum die aktuellen Klimaprobleme nicht permanent im Fokus der Medien stehen und machte den Vorschlag Trainingsaktivitäten für Journalisten einzurichten. Wissenschaftssprache müsse sich an die Normalbevölkerung anpassen. Auch sollte vermehrt in den Social-Media-Kanälen kommuniziert und die Frage gestellt werden: Wer heute eigentlich Journalist und Wissenschaftler sei? Ob es nicht längst Veränderungen, Überschneidungen, Transformationen in diesem Sektor gäbe – zum Beispiel durch Blogger und andere Netzaktivisten? Einen sehr lebendigen Vortrag über das Anthropozän hielt Prof. Dr. Kai Niebert, Universität Zürich. Die planetarischen Grenzen wären erreicht: Klimawandel, Verlust der Diversität, Überdüngung mit Phosphor und Stickstoff. Im Anthropozän sei der Mensch das erste Mal in der Geschichte Mitgestalter der Erdentwicklung. Er hätte es in der Hand, ob unser Planet zu einem wüsten, unbewohnbaren Ort wird oder wir es gemeinsam schaffen, umzudenken und nachhaltig zu agieren. Zu den drei Säulen der Nachhaltigkeit gehöre die Ökonomie, die Ökologie und das Soziale. Es wäre allerhöchste Zeit, dass wir die ökologischen Grenzen ernstnehmen und uns unserer Verantwortung stellen. Dabei wäre das größte Ziel, die Armut und den Hunger auf der Welt zu begrenzen und möglichst abzuschaffen. Interessant seine Thesen zum Wachstum. Wachstum sei im Grunde pubertär. Sein fünfjähriger Sohn fände es toll zu wachsen, denn schließlich will er groß werden und mithalten können. So sei in diesem Zusammenhang immer mehr natürlich gut, weniger dagegen schlecht. Mehr Autos, mehr Spielzeug, mehr Spaß. Es ginge nun darum den Denkrahmen zu verändern. Wir sind keine Pubertierenden mehr, die alles, was oben ist besser finden müssen als das, was unten angesiedelt ist. Ziel des immer höher, schneller, besser sei es im Grunde genommen, sich abzugrenzen, Mutproben zu bestehen und in Konkurrenz zueinander zu treten. Erwachsene hätten das nicht mehr nötig und könnten getrost umdenken: Postwachstum, Grünes Wachstum, Wachstumsrücknahme und Décroissance wären das Gebot der Stunde. Wer benötige schließlich 261 verschiedene Deodorants? So gezählt in einem Regal von Rossmann. Wir sollten uns am Schmetterling orientieren. Eine Raupe, die immer mehr und mehr frisst, würde einfach nur fetter werden und es käme zum Stillstand. In Wirklichkeit hört die Raupe aber irgendwann auf zu wachsen, verpuppt sich und transformiert zu einem Schmetterling. Das sei auch für uns Menschen Gebot der Stunde. Auch Roland Zieschank vom Forschungszentrum für Umweltpolitik FU Berlin bezieht sich auf das Anthropozän. Welches Verständnis vom Menschen als Ebenbild haben wir eigentlich? Der Romantiker und Naturphilosoph Johann Gottlob Fichte schrieb von der Natur, die auf dem Weg sei, sich selbst zu erkennen. Für den Freiheits- und Gleichheitsverfechter Fichte war Gott nicht unbedingt mehr notwendig, um eine moralische Weltordnung zu erlangen. Aber – so fragt sich Zieschank – wohin steuert der Mensch als Co-Pilot der Evolution? Ohne Richtung und übergeordnete Gestaltungsziele gäbe es kaum ein Bewusstsein für eine planetare Verantwortung.
So benennt er dann auch die für ihn wichtigen Themen eines Transformationsprozesses: Green Economy, Clean Cities, nachhaltige Mobilität, eine nationale Strategie zur biologischen Vielfalt, ökologische Gerechtigkeit, Suffizienz und Transition Management / Partizipation. Zentrale Ziele seien die Entkoppelung von Wirtschaft und Umweltbelastung (Green Economy). Ökonomisch-kulturelle Transformationen (Kreislaufwirtschaft, Suffizienz, Veränderung des Stellenwerts von materiellen Konsumgütern). Der Verbraucher müsse sich zum Bürger wandeln. Die Forderung nach einer neuen Sprache, einem neuen Denken, einer neuen Wissenschaft wurde laut. Die Kritik galt den Massenmedien, in denen das Wort „Suffizienz“ gar keine Rolle spiele – in der breiten Bevölkerung gäbe es den Transformationsgedanken noch gar nicht. Prof. Dr. Christian Hey- Sachverständigenrat für Umweltfragen – stellte die Frage, worüber denn die Medien sprechen sollten, wenn noch gar nicht klar wäre, was denn die große Transformation beinhalten müsse. Solange man den Transformationsprozess nicht konkret/fassbar mache, wäre es schwierig Vermittlungsarbeit zu leisten. Noch sei nicht einmal klar, ob es denn um eine bloße Reform ginge, bei der die Begriffe Markt, Eigentum, Institutionen nicht angegriffen würden oder um eine grundsätzliche Systemkritik, um die Überwindung des Kapitalismus. Unsere Aufgabe wäre es, erst einmal den Transformationsbegriff zu transformieren. 2011 hätte es schon einen Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation gegeben, erläutert Frau Dr. Inge Paulini vom wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung. Die drei Basisstrukturen: Energiesysteme, Urbanisierung, Landnutzung hätten darin eine wesentliche Rolle gespielt. Man müsse auch an die Emotionen der Menschen appellieren – Gesichter und Aktivitäten zeigen. Es ginge darum Weltbilder und Verhaltensmuster in Frage zu stellen. Das Ergebnis müsse eine veränderte gesellschaftliche Routine sein. Wir brauchen positive Berichtserstattung, neue Räume für Debatten, neue Medien. Im „Haus der Zukunft“, das Prof. Dr. Leinfelder vorstellt, gäbe es Reallabore. Es ginge nicht nur um einen einzigen Pfad Zukunft zu denken, sondern die verschiedenen Stränge spielerisch aufzuzeigen. Neben der intelligenten Verschwendung eines Michael Braungart (Kreislaufwirtschaft), in der es keinen Abfall, sondern nur noch Wiederverwertbarkeit gibt, sollten auch technische Visionäre wie der Physiker Michio Kaku und Rainer Klingholz („Sklaven des Wachstums“), der die Veränderung erst durch eine Katastrophe kommen sieht, zu Worte kommen. Während Dr. Hermann Ott vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie einfordert, dass mehr gestritten werden müsse und bemängelt, dass die Hälfte der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“, der er angehörte, aus weißen über 50jährigen Professoren besteht, fordert Frau Patricia Lips vom Ausschuss für Bildung, Forschung und Technologieabschätzung, das man den Diskurs in die Gesellschaft hineintragen müsse. Und dazu wäre es vonnöten weniger Fremdworte zu benutzen. Prof. Dr. Gerd Michelsen von der Leuphana Universität Leipzig stellt das Untersuchungsergebnis einer rund 20 jährigen Forschungsarbeit (1995-2014) vor. Gegenstand dieser Forschung war es, wie oft und in welcher Bedeutung das Wort „Nachhaltigkeit“ in den Massenmedien auftauche. Bedenklich selten. Dagegen berichtete Dr. Uwe Krüger von der Universität Leipzig über einen lösungsorientierten Journalismus als Chance. Dabei gehe es um eine veränderte Nachrichtenauswahl, eine neue Art der Recherche und eine andere, lösungsorientierte Stoßrichtung. Schließlich gab es auch ein paar praktische Beispiele eines anderen – eines beginnenden Transformations- Journalismus: Susanne Götze von der Redaktion Movum – Briefe zu Transformation, Marcus Franken von Ahnen & Enkel und Sophie Blasberg von der Wuppertaler Wochenzeitschrift „talwaerts“ stellten ihre Ansätze vor. Vorträge über das Wissenschaftsjahr „Zukunftsstaat“ und neuen Formen partizipativer Wissenschaft folgten. In einem kurzen Schlussplädoyer sprach Manfred Rönzheimer davon, dass der Medienwandel bereits in Aktion sei. Ein partizipativer Journalismus würde sich vor allem im Internet entwickeln, der zwar den alten Journalismus kaputt mache, aber eine Chance der Bürgerbeteiligung böte. Die Rolle der Journalisten hätte immer auch eine Aufpasserfunktion gehabt – so ginge es darum, den Qualitätsjournalismus mit Bürgerbeteiligung zu ergänzen. Journalismus sei eine soziale Dienstleistung,, keine Verwertungsmaschinerie. Zukünftig gäbe es guten Content als Gemeingut – als kostenlosen Commons.
Leider war das Schlussplädoyer sehr kurz – was mich zugegebenermaßen enttäuscht hat, denn genau darum geht es: Um die Veränderung der journalistischen Arbeit, um einen partizpativen Journalismus, um die Rolle des Journalisten als Beteiligten am Geschehen und nicht als abgehobenen Berichterstatter. Obwohl ich ja milde feedbacken wollte – kann ich mich doch einer grundsätzlichen Kritik an der Veranstaltung nicht enthalten: Was war wirklich Sinn und Zweck dieser Veranstaltung? Jemand, der sich einigermaßen in den sozialen Netzwerken und in der Blogosphäre auskennt, weiß, dass der Transformationsjournalismus von unten und durch die jüngere Generation längst begonnen hat. Mein Eindruck war, dass ich so ein bisschen unter die Dinosaurier der Gesellschaft geraten bin. Gut – vielleicht nicht die Dinosaurier, die wären eher in der Öl-, Banken- und Wachstumsbranche zu verorten. Ja, es gab gute Ansätze. Aber im Großen und Ganzen blieb die Veranstaltung doch bei einem großen Rundumschlag, bei den üblichen Forderungen: Man müsste, man sollte, man könnte und überwiegend bei einer doch eigentlich schon längst bekannten Bestandsaufnahme der Missstände. So fehlten mir Vertreter der neu entstandenen Sinn-Magazine und Blogosphäre, an denen man doch das neue, eben nicht etabliert andere gut hätte vorstellen können – wie die Zeitschrift „Oya“, das „Transform-Magazin“, der Blog „Für eine bessere Welt„, das alternative Wirtschaftsmagazin „Enorm“ oder Blogger und Social-Media-Akteure wie Van Bo le Mentzel , Michael Bohmeyer , Alix Faßmann vom „Haus Bartleby“. Die Szene ist bunt und vielfältig und viel Transformation bewegt sich bereits auf Blogs, im Social Media-Bereich, auf Webmagazinen und in Experimentierräumen/Werkstätten. Ich denke, das hätte die Bannbreite um einiges erweitert und eine erste interessante Diskussion und Vernetzung zwischen unterschiedlichen Sphären der Gesellschaft in Gang setzen können. Denn wir müssen zusammen kommen – „die da oben und die da unten“ – wenn wir wirklich etwas verändern wollen.
Zum Schluss ein paar Ideen, wie es weitergehen könnte:
1. Das Einrichten/Ermöglichen vieler inhaltlich-kritischer-anstoßgebender-von-einander-lernender Diskussionsräume /-foren offline und online. Dabei geht es nicht um so zeitlich voll getaktete Veranstaltungen wie diese Tagung, wo eher Raum für informellen Austausch beim Abendessen oder in den Pausen war, sondern um das Angebot verschiedener Formate, bei denen die Agierenden vom Reden ins Handeln kommen können: Worum geht es? Mit wem kann ich mich zusammen tun? Wo und wie kann ich anfangen? Wie kann ich mich mit den anderen Akteuren, die ein anderes Thema bearbeiten, vernetzen und in einem konstruktiv-kritischen Austausch bleiben/treten?
2. Die Öffnung hin zu anderen Bevölkerungs-, Alters- und Bildungsgruppen anschieben. In kaum einem anderen Land/Stadt sind die verschiedenen Schichten und Szenen so voneinander getrennt wie in Deutschland, speziell Berlin. Das ist Mit-Aufgabe eines Transformationsprozesses! Ich erlebe immer wieder, wie aufgeschlossen die jüngere Generation gegenüber der älteren ist. Wer eher mauert, sind die Älteren, Etablierten. Diese stehen oft kritisch, verhalten und unwissend den jungen Ideen von unten gegenüber. Um eine Veränderung in Gang zu setzen, bedarf es eines Dialoges auf Augenhöhe. Generationen, aber auch verschiedene Bildungsschichten können und sollten wieder voneinander lernen und die verschiedenen Ressourcen bündeln.
3. Überwindung des Experten- und Elitedenkens – hin zu einer Bürgergesellschaft. Menschen wollen in ihrem Handeln, Denken, Wünschen und Wollen ernst genommen werden. Wir sind nicht nur eine Wissens- und Leistungsgesellschaft, sondern auf dem besten Weg eine „Elite- und Wirtschafts-Aristokratie“ zu werden. Jeder, der da nicht mithalten kann und will, fliegt raus. Der Wohlstandsbürger könnte sich im besten Fall zum Citoyen wandeln und andere Bevölkerungs- und Einkommensschichten zum aktiven und konstruktiven Mithandeln/ Mitentscheiden auf Augenhöhe animieren und einladen. Und zwar in jedem Lebensbereich. Natürlich kann/sollte auch der Nicht-Wissenschaftler, Einkommens- und Bildungsschwächere die Augenhöhe einfordern. Dies ist aber deutlich schwieriger, als wenn der gesellschaftlich „Höherstehende“ den Anderen dazu ermutigt und einlädt. Und das geschieht auch über Sprache und Auftreten. Immer wieder fällt auf, wie in Diskussionsgruppen Menschen belächelt werden, die sich nicht bildungskonform ausdrücken (können). Anstatt hier zu hinterfragen, was denn gemeint ist, was Ziel und Hintergrund der Aussage ist, wird auf das Gesagte oft wenig adäquat bis gar nicht reagiert. Hier bedarf es eines neuen Kommunikationsverhaltens, das in der Tagung ja durchaus eingefordert wurde.
4. Die Rolle der Medien und Wissenschaften: Begleitung dieser Prozesse auf Augenhöhe! Die Medienschaffenden/Wissenschaftler könnten sich darauf fokussieren, zu schauen, wer denn wo bereits etwas verändert und anschiebt. Die Verbindung von Theorie und Praxis könnte besser verzahnt werden. Eine so positiv ausgerichtete Wissenschaft, u.a. auch statistische Erhebungen / Untersuchungen über bereits vorhandene Transformationsprojekte wäre weitaus ergiebiger und würde eher zum Mitmachen motivieren, als weiterhin den Fokus darauf zu setzen, was alles noch nicht geht. Als „Negativ“-Beispiel wäre hier der Vortrag von Herrn Prof. Michelsen über die Mainstream-Medien und ihr Verhältnis zur Nachhaltigkeit zu nennen. Auch ohne zeit- und kostenintensive Untersuchung kann man erkennen, dass die Postwachstumsdebatte in den Massenmedien noch nicht angekommen ist. Hilfreicher wäre zu überlegen, was „man“ denn tun könnte, dass diese Themen Eingang finden und dafür brauchts m.E. wieder eine bessere Vernetzung, so dass eine größere, zielgerichtete Bewegung entstehen kann. Alles was „groß und breit“ ist, kann irgendwann nicht mehr ignoriert werden. Es geht darum, den Transformationsjournalismus von unten, der sich noch überwiegend im Netz und in „der Szene“ bewegt, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Inhalte, die diskutiert werden müssen und bereits in den Transformationsmedien vorhanden sind: a) Kritik am Bestehenden üben, b) sinnvolle Alternativen aufzeigen, c) Akteure des Wandels und ihre Aktivitäten/Produkte benennen, d) einen kritisch-reflektierten-streitbaren-politischen Diskurs ermöglichen, anschieben und fördern.
Die Frage, ob wir nur eine Reform des Bestehenden wollen und den Markt, das Eigentum und die Institutionen beibehalten wollen oder ob es um eine grundsätzliche Systemveränderung geht, muss streitbar diskutiert werden – wie es auch Prof. Dr. Hey vom Sachverständigenrat für Umweltschutz eingefordert hat. Bei einer grundsätzlichen Systemkritik geht es auch um die In-Frage-Stellung der Leistungs- und Arbeitsgesellschaft. Denn diese hängt eng mit dem Wirtschaftswachstum, Konsumverhalten und Ressourcenverbrauch zusammen. So geht es auch darum, eine neue Wertigkeit des Menschseins zu diskutieren, ohne die Errungenschaften der Aufklärung zu leugnen. Dazu gehören zuallererst: SELBSTKRITIK und SELBSTREFLEXION. Aus meiner Sicht wird/kann die „große Transformation“ nur gelingen, wenn es um einen radikaleren Ansatz geht und nicht nur um eine Reform á la grünem, nachhaltigen Wachstums. Dazu würde dann auch gehören, das Experten- und Elitendasein/-wissen in Frage zu stellen und damit auch eine bestimmte Form der Bürgerlichkeit. Das wird der schwerste Punkt werden. Denn mein Eindruck nach dieser Tagung ist: Der Mittelstand möchte zwar gern der erste sein, der Veränderungsprozesse mit anschiebt, guckt aber gleichzeitig, wie er sich schnell wieder ein behagliches und gut gepolstertes Plätzchen in der ersten Reihe einer nachhaltigen Gesellschaft sichern kann. Es ist fraglich, ob das so funktionieren wird. Es geht wirklich um ein Umdenken und Umhandeln und nicht nur um einen Austausch vom Benzinauto zum Elektrocar.
Das bürgernahe Projekt der Süddeutschen Zeitung
Ein Medienprojekt, das zu einem bürgernahen Journalismus führt, ist der Recherche-Blog der Süddeutschen – http://www.sueddeutsche.de/thema/Die_Recherche . Hier findet systemkritischer Journalismus im Auftrag der Bürger – fasst schon in Richtung Transformation – statt. Die Unzufriedenheit der Bürger mit den Mainstreammedien hat zumindest bewirkt, dass einige etablierte Medien sich Gedanken um mehr Bürgernähe machen. Und das ist gut so!
Und ganz frisch erschienen:
http://www.oekom.de/buecher/vorschau/buch/freie-buerger-freie-forschung.html
„Spätestens seit PISA wissen wir, dass im deutschen Bildungssystem einiges im Argen liegt. Der Negativtrend setzt sich bis in die Universitäten hinein fort: realitätsferne Forschung, einseitige Elitenförderung, gnadenlose Konkurrenz um Fördergelder, ein ausufernder Verwaltungsapparat. Doch ist dies schon die ganze Wissenschaft?
Nein, sagen die Autoren dieses Buches: Es fehlt der komplette Unterbau, die Bürgerwissenschaft, auch Citizen Science genannt. Bei ihr finden wir mehr Lebensnähe, Aktualität und Forschungsfreiheit als im akademischen Raum, in dem es bedenkliche Fehlentwicklungen gibt. Profis und Laien fordern in diesem Buch die Stärkung der Mitsprache als demokratisches Bürgerrecht ein und zeigen an vielen Beispielen und Modellen auf, wie dies gelingen kann. Der isolierte Elfenbeinturm hat ausgedient, das Bürgerwissen revolutioniert den Wissenschaftsbetrieb.“